Archive for the ‘Partizipation und Demokratisierung’ Category

Was „kann“ Partizipation?

26/01/2011

Partizipation kann lokale Fragen abklären (helfen). Der dabei entstehende Teilhabeprozess ergibt einen sozialen und demokratischen „Mehrwert“.Teilhabe/Partizipation hat eine Prozessdimension und eine inhaltliche Dimension

Es kann sich durchaus ein Konflikt zwischen Inhalt und Prozess ergeben.

  • Inhalt: Teilhabe an den Inhalten, die von der öffentlichen Hand erbracht werden, wenn sich niemand einmischt (gehen von Politik und Verwaltung aus).
  • Prozess: Teilhabe an Prozessen, wie die Inhalte festgelegt werden.

Inhalt und Prozess können zueinander in Widerspruch stehen oder gleich gerichtet sein (mit allen Abstufungen dazwischen). Wichtig erscheint jedenfalls der Weg. Es muss nicht immer ein Konsens gefunden werden, Dissens soll ausgesprochen und dokumentiert werden können. Die Teilnehmenden lernen dabei auch die Standpunkte der andern kennen. Dies kann dann auch die Grundlage für eine (politische) Entscheidung sein. Benefit ist, wenn es gut geht, dass eine politische Entscheidung eher akzeptiert werden kann, die Beteiligten Lust am Gestalten haben und Verantwortung für die Umgebung (das Grätzel) übernehmen. Aber: seitens der Politik muss die Verantwortung auch wahrgenommen werden (nicht nur unangenehme Entscheidungen an die BewohnerInnen delegieren).
AG Partizipation

Identifikation der BürgerInnen mit „Gesellschaft“ wird hergestellt durch Teilnahme (Interessen fließen ins politische Handeln). Das Gestaltungsinteresse von Menschen nimmt tendenziell zu.
Der Ruf nach mehr partizipatorischer Demokratie ist eine Reaktion auf das aktuelle Lobbying durch mächtige Player.

Partizipation steht in einem Spannungsfeld zur

  • lokalen Politik, weil sie die Rolle der Bezirkspolitik in Frage stellt, und zur
  • regionalen Politik: hier gibt es Interessensgegensätze zwischen Städtekonkurrenz und lokalen Interessen

Die politischen Interessen  pendeln zwischen Wunsch nach und Notwendigkeit von Legitimation und dem Ziel der gesellschaftlichen „Integration“ der StaatsbürgerInnen durch Teilhabe.
Christoph Stoik

Partizipation ist ein Mittel zur Demokratisierung. Demokratisierung hat den Anspruch, alle Interessen zu Wort kommen zu lassen, und ihnen Möglichkeit zu geben, gesellschaftlich wirksam zu werden.
Andreas Novy/Sarah Habersack

Wie erreichen wir die Menschen vor Ort?

26/01/2011

Ganz einfach: mit den richtigen Fragestellungen. Die Fragestellungen für Partizipationsprozesse werden aber nicht immer Ort ausgehandelt, erdacht oder erfunden sondern werden oft auch von „oben“ verordnet (und beschränken sich auch nicht immer darauf zu entscheiden, wie der Park nebenan ausgestaltet sein soll).
AG Partizipation

Welche Voraussetzungen braucht Partizipation?

26/01/2011

 

  • Kollektive Identität (z.B. „Leidensdruck“ oder Gemeinschaftsthema) ist für Partizipation erforderlich
  • Partizipation braucht Handlungsspielraum
  • Partizipation braucht auch Lernprozesse (Perspektivenwechsel)

AG Partizipation

Wer hat Bedürfnis nach Teilhabe?

26/01/2011

Wenn das Postulat, „Alle haben ein Bedürfnis nach Teilhabe“ stimmt, stellt sich eigentlich nur die Frage, an welchen Themen die Menschen in den Stadtteilen „teilhaben“ wollen.
AG Partizipation

Auf welchen Ebenen soll Partizipation stattfinden? In welcher Form?

26/01/2011

Partizipation sollte auf allen Ebenen stattfinden, aber unterschiedlich:

  • Lokale Ebene – Stadtteil: BürgerInnen-Beteiligungsprozesse, GWA (Bildungsprozesse!), Foren, etc.
  • Lokale Ebene Bezirk: BürgerInnen-Beteiligungsprozesse, GWA, Verknüpfung mit repräsentativen Formen (Bezirkspolitik, …), BürgerInnen-Begehren, Foren, partizipative Budgets, …
  • Regionale Ebene: Austauschprozesse (siehe oben: zwischen aktiven BürgerInnen und Verwaltung/Politik); Aushandlungsprozesse (supernow, Planungszellen, etc.), BürgerInnen-Begehren

Christoph Stoik

Partizipation sollte insbesondere auf lokaler Ebene stattfinden, z.B. in Form von Zukunftswerkstätten oder themenspezifischen Arbeitsgruppen.
Peter Mlczoch

Partizipation ist ein Mehr-Ebene-Phänomen. Die Einschränkung auf die lokale Ebene nimmt dem Konzept Kraft, v.a. dann, wenn auf höheren räumlichen Ebenen nicht partizipativ, manchmal sogar autoritär entschieden wird.
Andreas Novy/Sarah Habersack

Partizipation: muss man „alle“ erreichen?

26/01/2011

Jeder Partizipationsprozess ist ein soziales System, das auch seine Grenzen hat. Also muss man nie alle erreichen aber jedenfalls die relevanten/maßgeblichen AkteurInnen für die jeweilige Fragestellung der Partizipation. Das Erreichen und Involvieren von AkteurInnen hängt zu einem Gutteil von den vorhandenen Ressourcen (Zeit, Geld, Personen) ab. Bei einigen Methoden (z.B. wisdom councils) wird überhaupt darauf gesetzt mit kleinen Gruppen 12-16 Personen zu arbeiten und mit diesen dafür mehr die die Tiefe zu gehen und dies dann der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wenn in einem Grätzel diese Methode regelmäßig angewendet wird, werden zunehmend mehr Personen einbezogen.
Andrea Binder-Zehetner

Je nach Thema sollten möglichst viele informiert werden, alle werden nie mitmachen.
Sonja Stepanek

Es können nicht alle erreicht werden, weil sich nicht alle immer beteiligen wollen (dies ist auch Lebensphasen abhängig). Aber es muss versucht werden möglichst alle Interessensgruppen (Milieus) zu erreichen und speziell benachteiligte Gruppen gezielt anzusprechen, sonst erhöht die Partizipation die Benachteiligung.
Christoph Stoik

„Alle“ kann man kaum erreichen; aber zumindest die Gruppen der maßgeblich Interessierten (Stakeholder).
Peter Mlczoch

Der Anspruch der Gemeinwesenarbeit sollte sein, v.a. diejenigen Interessen zur Artikulation zu ermutigen, die normalerweise schlecht repräsentiert sind (positive Diskriminierung, Anwaltschaft)
Andreas Novy/Sarah Habersack

Welche Formen von Partizipation sind für welche Zielsetzungen angemessen?

26/01/2011

Am besten nachschauen unter www.partizipation.at
Andrea Binder-Zehetner

Je lokaler die Prozesse und Fragestellungen sind, desto partizipativer sollten die Methoden sein. Wenn es um die Einhaltung von Menschenrechten geht, sind klare politische Positionierungen gefragt. Je mehr unterschiedlichen AkteurInnen-Ebenen eingebunden sind, desto breiter getragen ist der gesamte Prozess.
Christoph Stoik

Wie können wir soziale Kontakte herstellen?

26/01/2011

Methoden der GWA dienen dem Herstellen sozialer Kontakte.
Christoph Stoik

Durch attraktive Veranstaltungsangebote (z.B. Tauschmarkt); durch verbindende Themen („Bürgerinitiative“) werden soziale Kontakte hergestellt und vertieft.
Peter Mlczoch

Über Weitergabe von Informationen an Bekannte, Freunde, Familien, in der Nachbarschaft, über Mentoring und Peer-Systeme können soziale Kontakte hergestellt werden.
Sonja Stepanek

Wie können wir Sozialkapitalressourcen erschließen?

26/01/2011

Für wen, wozu sollen Sozialkapitalressourcen erschlossen werden? Das muss vorerst geklärt werden! Sonst besteht die Gefahr der Instrumentalisierung von sozialem Kapital für staatliche Aufgaben (bei gleichzeitigem Rückzug von Staat).
Christoph Stoik

Wenn wir Strukturen für ehrenamtliches Engagement im Stadtteil schaffen, können Sozialkapitalressourcen erschlossen werden.
Peter Mlczoch

Wie stellen wir gesellschaftlichen Konsens her? Was kann/soll muss er sein?

26/01/2011

Anstrebenswert ist nicht Konsens, sondern Diskurs. Konsens sollte darüber hergestellt werden, dass alle ein Recht haben, sich einzubringen. Allerdings müssen Prozesse auch Entscheidungen ermöglichen, mit denen viele leben können, es müssen Kompromisse eingegangen werden.
Christoph Stoik